RESORTI Branchennews #33 - April 2019

Branchennews #33 – April 2019

Neuigkeiten zu den RESORTI-Themenfeldern Recycling, Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung aus Deutschland und der ganzen Welt. Mit dabei: Artikel zur Plastikproduktion von Großunternehmen, die #Trashtag-Challenge, Nachhaltigkeit in der Schule, Styropor und mehr. Viel Spaß mit der 33. Ausgabe unserer Branchennews!

Plastikproduktion von Riesen-Konzernen

Nach langem Weigern der Coca-Cola Company, Nestlé & Co haben die Konzerne auf Anfrage der Ellen MacArthur Foundation nun genaue Daten bezüglich ihrer Plastikproduktion preisgegeben. Ganz klarer Spitzenreiter in der Produktion von Plastik ist Coca-Cola. Laut eigenen Angaben produzierte die Firma drei Millionen Tonnen Plastikverpackungen im Geschäftsjahr 2017. Bei Nestlé liegt der Wert bei 1,7 Millionen Tonnen, bei Danone sind es 750.000 Tonnen und bei Unilever 610.000 Tonnen. Trotzdem behielten die meisten Unternehmen wie H&M, L’Oréal und PepsiCo ihre Zahlen weiterhin für sich.

Greenpeace fordert von Großkonzernen fachgerechte Entsorgung der Einwegverpackungen

In vielen ärmeren Ländern sind die Strände großflächig mit Plastik bedeckt, denn dort gibt es kein duales System. Der Schaden, den unser Plastikkonsum den Meeren zufügt, wird hier unmittelbar sichtbar. Nun hat Greenpeace ausgewertet, wer für diese Abfallmengen verantwortlich ist: Ganz vorne dabei sind internationale Firmen wie (gerade bereits erwähnt) Nestlé und Unilever.

Nun fordern sie von den Herstellern, sich Lösungen für die fachgerechte Entsorgung ihrer Einwegverpackungen einfallen zu lassen – oder sich möglichst umweltfreundlichere Alternativen einfallen zu lassen.

Eine Kappe als sicherer Fahrradhelm

Viele Radler kennen das Problem: Keine Lust auf Fahrradhelme. Ein Designer aus Brooklyn hat jetzt allerdings eine mögliche Lösung gefunden: Eine Kappe, die sogar stabiler sein soll als die meisten gewöhnlichen Helme. Sie sieht nicht nur gut aus, sondern lässt sich auch falten und ganz einfach in jeder Tasche mitnehmen.

#Trashtag-Challenge: Hier sollte jeder mitmachen

Die Trashtag Challenge fordert junge Menschen dazu auf, die vermüllten Gegenden auf der Welt vom Abfall zu befreien. Die Challenge wurde von Byron Román initiiert, welcher sie mit einem Vorher-Nachher-Bild auf Facebook startete. Auf dem Vorherbild sah man ihn auf einem Hocker auf einer vermüllten Grünfläche sitzen, während er im Nachherbild auf derselben Grünfläche stand, die dann vom Müll befreit war. Um ihn herum waren neun befüllte Müllsäcke aufgestellt. Die Challenge ging im Internet viral und viele Menschen ließen sich von Byron inspirieren.

Norwegische Küste als Mülldeponie

Norwegen ist eigentlich bekannt für unberührte Natur. Aber auch dieses Land bleibt von den Folgen des achtlosen Wegwerfens von Müll nicht verschont. Die traurige Erkenntnis nach Jahrzehnten: Angespülter Abfall hat sich an 660 Buchten auf einem Abschnitt von 66 Kilometern (1% der Gesamtküstenlänge in Norwegen) gesammelt. 250 davon sind sehr stark verschmutzt. Jetzt wollen Forscher die Heideinsel, welche ebenfalls davon betroffen ist, zu einer Forschungsinsel machen. Jahrelang hatte niemand etwas gegen den Müll auf der Insel gemacht. Forscher gehen deshalb davon aus, dass sich dort der Einfluss von Abfall auf die Natur gut erforschen lässt.

UNO kann sich in Nairobi nicht einigen

Eine Woche lang hat sich die UNO darüber beraten, wie das aktuelle Plastikproblem gelöst werden kann. Aber trotz des gewaltigen Ausmaßes konnte man bei den Gesprächen nicht auf denselben Nenner kommen. Jochen Flasbarth sagte laut eigenen Angaben schon vor Ende der Gesprächs: “Dass wir jetzt schon eine Konvention oder auch nur den Einstieg in Verhandlungen bekommen, das wird hier nicht gelingen“. Dabei müssen die UNO-Abgeordneten sobald wie möglich zu einem Kompromiss kommen, da die Verschmutzung der Meere durch Plastik, welche 2015 bei 13 Millionen Tonnen lag, nicht weniger werden wird.

Styropor: Recyclebar oder nicht?

Jeder von uns kennt es: Styropor. Aber ist der Stoff eigentlich auch recyclebar? Die Antwort ist: Teilweise. Rund 80 Prozent aller Styropor-Verpackungen werden als Werkstoff wiederverwertet. Bis 2020 ist das Ziel, diesen Wert sogar auf 90 Prozent zu erhöhen. Der Rest des Styropors lande jedoch weiterhin im gelben Sack beziehungsweise der gelben Tonne.

Nachhaltigkeit in der Schule

Jugendlichen beibringen, Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden: In einer Gesamtschule in Oldenburg ist dies nun Inhalt des Unterrichts. Hier werden Fragen beantwortet wie: “Wo und warum muss ich Ressourcen schonen?” Teil des Unterrichts sind allerdings auch Anleitungen, wie sich Dinge reparieren lassen, statt sie wegzuschmeißen. Insgesamt neun Studiengänge an acht Universitäten entwickeln aktuell Unterrichtsinhalte für verschiedene Klassen mit den Themen Reparatur, Wartung usw.

Ein großes Hindernis sei es, dass die meisten Schüler erst einmal ihre Hemmschwellen überwinden müssen. Aus diesem Grund startet der Unterricht an der Gesamtschule Kreyenbrück auch damit, dass die Schüler frei an einem Fahrrad herumbasteln sollen, so viel sie wollen, ohne Angst davor haben zu müssen, etwas kaputt zu machen.

Ton Matton: Professor für Raum- und Designstrategien

Ton Matton ist Urbanist, Künstler und sehr gefragter Redner in Sachen Zukunft der Städte und Architektur. Zu dem Thema hat er kürzlich ein neues Buch veröffentlicht. Er möchte nun 95 Thesen an die Türen von Supermärkten kleben. Er hinterfragt das System zu bargeldlosem Zahlen und greift persönlich lieber auf die “altmodische” Variante der Barzahlung zurück.

Seine Art des Lehrens an der Uni ist, dass man einfach erst einmal machen sollte – und dann sieht ob es gut oder schlecht ist. Er fordert außerdem Architekten und Stadtplaner dazu auf, für hohe Lebensqualität zu sorgen und sich nicht möglichst große Investorengewinne zu fokussieren.

Stadtplanung vs. Selbstorganisation

Barrios, Favelas und Townships: So heißen die spontanen, meist informellen Bebauungen am Rande großer Städte auf der Welt. Bürger haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und ohne Bestätigung der Regierung ein neues Leben gestartet. Beim informellen Bauen geht dem Bau keine Planung voraus und die Gebäude verfügen oftmals nicht über Wasser- oder Stromzufuhr. Die Bewohner müssen sich selbst versorgen. Skulpturen dazu stellt der Kolumbianer Mauricio Salcedo aktuell in der Kölner Galerie Boisserée aus.

Er selbst sagt, dass er aus der Mittelschicht stammt und trotzdem in einem informellen Gebäude lebte. Beim Bau eines solchen Gebäudes wird zunächst eine erste Etage mit Ziegelsteinen gebaut, da man diese überall in Kolumbien findet. Danach wird nach Größe der Familie weitergebaut. Für gewöhnlich ragt das, was oben steht, noch bis zu zwei Metern in Richtung Straße. Man nimmt sich also ein wenig Platz, der einem nicht unbedingt gehört und spare somit Geld.

Ein weiteres Beispiel für selbstorganisiertes Wohnen ist das “Torre David”, welches eigentlich als Bankhauptquartier geplant war und dann als leerstehender Bau endete. Nachdem der angefangene Wolkenkratzer ungefähr 10 Jahre leer stand, wurde er zum Platz der größten Hausbesetzung jemals. 3.500 Menschen entschieden sich dazu das Haus zu besetzen und sich dort selbst zu versorgen. Dieser Prozess wurde lange Zeit beobachtet und dokumentiert. Aus den Beobachtungen ließen sich Erkenntnisse gewinnen, die die Stadtplanung von der Selbstorganisation lernen kann.

Anti-Sticker- und -Graffiti-Beschichtung für Verkehrsschilder in Leipzig

Mit Aufklebern beklebte oder durch Graffitis beschmierte Verkehrschilder sind in Städten keine Seltenheit. Um Sticker und Graffiti künftig besser entfernen zu können und somit die Zahl der Neuanschaffungen zu reduzieren, testet die Stadt Leipzig aktuell eine spezielle Folie. Da solche Verkehrszeichen deutlich teurer als herkömmliche Modelle sind, wird nach der Testphase im Stadtgebiet darüber entschieden, ob längerfristig ausschließlich diese Verkehrsschilder zum Einsatz kommen sollen.

Ein Zuhause für ausrangierte Bücher

José Alberto Gutiérrez – ein Müllmann aus Bogota – sammelt seit 20 Jahren ausrangierte Bücher und nimmt sie mit nach Hause. Als die Menschen in seiner Umgebung von seiner stetig wachsenden Büchersammlung hörten, kam immer häufiger die Frage auf, ob er Bücher ausleihen würde. Immerhin sind diese der Schlüssel zur Bildung und so ist die Bibliothek im Hause Gutiérrez ein Segen für die Bewohner des Armen-Viertels La Nueava. Auch verschiedenen Schulen hat er bereits Lesematerial gespendet. Mittlerweile ist auch seine Familie in das Projekt involviert und kümmert sich um Verwaltung und Organisation.

Mobilitätstipps vom Architekt und Stadtplaner Jan Gehl

In einem Interview teilte der Däne Jan Gehl seine Meinungen zur Zukunft der Städte mit. Um den Autoverkehr in einer Stadt zu reduzieren, sind laut ihm mehrere Schritte gleichzeitig notwendig. So gilt es Parkplätze sukzessive zurückzubauen. Gleichzeitig steht ein Ausbau bzw. Verbesserung von Fahrradwegen und dem öffentlichen Nahverkehr an.

Insgesamt ist es wichtig, die Menschen umfassend darüber zu informieren, welche Alternativen es zum Auto gebe und welche klimatischen Auswirkungen der starke Verkehr habe. Eins stehe fest: Die herkömmliche Idee des Autos ist heutzutage nicht mehr praktisch und insgesamt völlig veraltet. Wenn in den Großstädten des 21. Jahrhunderts jeder das Auto zur Fortbewegung nutzt, handelt es sich dabei nicht um ein Mittel zur Mobilität, sondern der Stagnation.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht wäre es – im Gegensatz zur geläufigen Meinung – nur von Vorteil, Städte auf die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern auszurichten. Einzelhandel und Gastronomie würden nach einer kurzen Anlaufphase davon profitieren. Der Grundgedanke, der bei der Stadtplanung vorherrschen sollte, besteht darin, etwas positives für die Menschen und die Stadt selbst zu erreichen.