Clean River Project: Paddeln und Fotokunst für saubere Flüsse und Meere

Plastikprodukte begleiten uns überall im Alltag, sie sind leicht, hygienisch und praktisch. Problematisch ist allerdings, dass sie oftmals dort landen, wo sie nicht hingehören: In unseren Gewässern! Die Folgen für Umwelt, Ökosysteme und Menschen sind verheerend. Hier setzt das Clean River Project an.

Neben der Befreiung der deutschen Gewässer von Plastikmüll möchte das Clean River Project durch die kreative Inszenierung des Plastikmülls das allgemeine Bewusstsein für diese Problematik stärken. RESORTI berichtet über das gemeinnützigen Umwelt-, Kunst- und Bildungsprojekts, das sich der Mission „Paddeln und Fotokunst für saubere Flüsse und Meere!“ verschrieben hat

Das Clean River Project von seinen Anfängen bis heute

Stephan Horch, begeisterter Paddler und Fotodesigner, ist der Gründer des Clean River Projects. 2012 hat er mit dem Kajakfahren angefangen. Während seiner ersten Touren fand er es erschreckend auffällig, wie oft er gegen irgendeinen Plastikmüllgegenstand gestoßen ist, der entweder im Fluss herumschwamm oder am Ufer lag. Neben Verpackungen, Tüten (siehe hierzu auch unseren Beitrag zum International Plastic Bag Free Day) und Plastikdeckeln waren auch ein Fußball, eine alte Schreibmaschine sowie riesige Mengen an Wattestäbchen dabei.

Paddeln für saubere Flüsse - RESORTI-Blog

Paddeln für saubere Flüsse – RESORTI-Blog

Da er nicht mit ansehen konnte, wie das maritime Ökosystem zerstört wird, begann er damit, den Müll einzusammeln und Kunst daraus zu machen. Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen, hat er eine Facebook-Seite aufgebaut. Doch am Anfang hat das Projekt niemanden interessiert.

  • 2012-2015: Nach und nach wird die Öffentlichkeit auf das Clean River Project aufmerksam. Immer mehr Menschen möchten sich aktiv im Kampf gegen den Plastikmüll engagieren. Dies zeigt sich bei den ersten CleanUp Events. Auch die Presse wird auf das Projekt aufmerksam.
  • 2015: Eine riesige Lawine wird ausgelöst und das Clean River Project fungiert von nun an als Vorreiter im Kampf gegen Plastikmüll. Nach einer erfolgreichen Crowdfunding Kampagne im Jahr 2015 paddelt Stephan, begleitet durch seine Wanderausstellung, 450 km über den Rhein bis in die Nordsee und sammelt Müll aus den Gewässern ein. Auf diese Weise steigt die Beachtung für das Projekt auf allen Ebenen. Außerdem belegt das Projekt beim Umweltpreis im Kreis Mayen Koblenz den 2. Platz.
  • 2016: Aufgrund des wachsenden Interesses wird der gemeinnützige Verein Clean River Project e.V. gegründet. Seitdem wächst das Projekt stetig und die Mission kann zielgerichteter verfolgt werden.
  • 2017: Im Jahr nach der Vereinsgründung werden viele neue Teammitglieder, Partner sowie Unterstützer gewonnen und ein konkretes Geschäftsmodell entwickelt. Außerdem wird ein erstes CleanUp Festival an der Mosel realisiert. Dort wird mit der Unterstützung von rund 60 Teilnehmern eine Strecke von knapp 40 km von Plastikmüll befreit.
  • 2018: Das Projekt wird wir mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Zukunftspreis Heimat der Volksbank RheinAhrEifel / Gewinner des Ideenfutter Wettbewerbs der Eversfrank Gruppe in der Kategorie Sport / SWR Ehrensache / Umweltpreis Rheinland-Pfalz mit dem diesjährigen Thema ‘Wasser ist Leben’ / Start Green Sonderpreis ‚Neue Perspektiven’ / Deutschen Engagement Preis in der Kategorie ‘Leben bewahren’. Außerdem finden erste Schulprojekte statt.
  • 2019: Das Großprojekt Paddeltour 2019 wird realisiert.

Die kreative Inszenierung von Plastikmüll

Am Anfang hat Horch den Müll direkt in der Natur fotografiert. Dies konnte allerdings nicht die gewünschte Aufmerksamkeit generieren.

Mittlerweile verwandelt er verschiedene Fundstücke in Kunst. Dazu arrangiert er sie vor weißem Hintergrund. Manchmal fügt er die Fundstücke zu neuen Formen zusammen. So hat er beispielsweise verschiedenen blauen Plastikabfall zu einem Schiff zusammengesetzt. Anschließend fotografiert er seine Arrangements. Schließlich entsorgt er den gesamten in der Natur gefundenen Plastikmüll ordnungsgemäß.

Kunst aus Plastikmüll - RESORTI-Blog

Aus Plastikmüll können spannende Kunstwerke entstehen – RESORTI-Blog

Seine ungewöhnlichen Fotografien zeigt Stephan Horch als großformatige Werke in Ausstellungen und postet sie auf Facebook sowie der Clean River Homepage. Auf diese Weise ist der gewünschte Effekt eingetreten: Viele Menschen fühlen sich angesprochen und beginnen, sich für das Problem Müll in Flüssen und Meeren zu interessieren.

Von Schulprojekten bis hin zu Aktionen mit Unternehmen

Um für die Plastikmüllverschmutzung der Meere schon so früh wie möglich zu sensibilisieren, veranstaltet der gemeinnützige Verein verschiedene Schulprojekte. Hier wird auf altersgerechte Weise über Themen wie die Entsorgung von Kunststoff informiert und gemeinsam mit den Kindern Plastikmüll gesammelt. Dieser wird schließlich auf kunstvolle Weise inszeniert.

Außerdem können Unternehmen das Bewusstsein für diese Thematik schärfen. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, die Ausstellung zu mieten und in den Geschäftsräumen einen Ort der Begegnung zu schaffen und für Diskussionen zu sorgen. Weiterhin veranstaltet der Verein CleanUp Teambuilding-Events oder hält auf Firmenveranstaltungen Vorträge zu diesem Thema. Auf diese Weise können Unternehmen ein wichtiges Corporate-Social-Responsibility Statement setzen.

Großprojekt Paddeltour 2019

Am 09. August 2019 fiel der Startschuss für das Großprojekt Paddeltour 2019.

Stephan Horch und das Clean River Project starteten ihre Tour von Koblenz nach Berlin, um auf die Plastikmüllverschmutzung unserer Gewässer aufmerksam zu machen.

Das Großprojekt in Zahlen:

  • 30 Tage
  • 750km
  • 6 Bundesländer
CleanUp Event - RESORTI-Blog

Fleißige Helfer beim CleanUp Event – RESORTI-Blog

Auf der Strecke finden insgesamt 7 CleanUp Events statt. Wer ein eigenes Boot hat und sicher auf dem Wasser unterwegs ist, kann ein Stück mitpaddeln. Alle anderen können an einem CleanUp Event teilnehmen und dabei helfen, das Ufer der Flüsse von Plastikmüll zu befreien. Dokumentiert wird das Großprojekt in Form eines Live Blogs. Am Ende der Tour gibt es eine Kunstausstellung in Berlin.

Die Paddeltour 2019 dient dazu, ein Zeichen zu setzen und die Öffentlichkeit auf die Mission des Clean River Projects aufmerksam zu machen. Außerdem demonstriert dieses Projekt, dass man in heimischen Gefilden beginnen und die Umwelt von Plastikabfall befreien kann und dafür nicht ans andere Ende der Welt fliegen muss. In dem Sinne soll das Projekt dazu motivieren, sich zu engagieren.

Clean River Project in Köln - RESORTI-Blog

CleanUp Event in Köln – RESORTI-Blog

Am Montag, den 12. August 2019 fand im Rahmen der Paddeltour 2019 in Köln ein CleanUp Event statt. Unterstützt wurde die Aktion von der AWB Köln und den Kölle Putzmunter-Partnern. Sie stellten den fleißigen Helfern Handschuhe und Müllsäcke zur Verfügung und holten schließlich den gesammelten Müll ab und kümmerten sich um die fachgerechte Entsorgung.

Erschreckend viel Plastikmüll liegt am Rheinufer - RESORTI-Blog

Erschreckend viel Plastikmüll liegt am Kölner Rheinufer – RESORTI-Blog

RESORTI war mit dabei, um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen und mit den Organisatoren zu sprechen. Und natürlich auch, um selbst dabei zu helfen, das Rhein Ufer von Plastikabfall zu befreien.

Dabei fand unsere Redaktion so manch abstrusen Gegenstand. Unter den Fundstücken waren:

  • eine Babymütze
  • zwei Paar Socken sowie eine einzelne Socke
  • Windeln
  • Kabelbinder
  • Brillenbügel

Während der Aktion in Köln gab es weiterhin folgende skurrile Funde:

  • ein Fahrrad
  • ein komplett verwittertes Verkehrsschild

Neben diesen mitunter bizarren Gegenständen lagen vor allem folgende Dinge am Rheinufer:

  • Kronkorken
  • Deckel von Plastikflaschen
  • Papiere von Süßigkeiten
  • Löffelchen von Eis
  • Einweggeschirr bzw. – besteck
  • Bestandteile von Feuerzeugen

Es war beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen sich an dieser Aktion beteiligten. Auch viele ältere Menschen setzten sich voller Enthusiasmus für eine saubere Umwelt ein.

Was die fleißigen Helfer dazu motiviert hat, bei Regen und Gewitter am Flussufer entlang zu laufen und von anderen Menschen achtlos weggeworfene Gegenstände einzusammeln, lässt sich in folgendem Satz einer älteren Dame, die einen Porzellan Teller gefunden hat und den Müllsack mit dem Teller drin dann hinter sich hergezogen hat, zusammenfassen: „Wir müssen die Gesellschaft aufrütteln und Krach machen“.

Logo Clean River Project- RESORTI-Blog

Das Logo des Clean River Projects – RESORTI-Blog

Interview mit Franziska Braunschädel (2. Vorsitzende von Clean River Project e.V.)

Können Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen und uns erzählen, wie sie zum Clean River Project gekommen sind?

Mein Name ist Franziska Braunschädel. Ursprünglich komme ich aus der Nähe von Koblenz, mittlerweile bin ich wohnhaft in Berlin. Stephan Horch, den Initiator des Clean River Projects kenne ich schon ewig. Als er mit dem Projekt anfing, war ich von Anfang an begeistert. Im Rahmen meiner zeitlichen Kapazitäten habe ich mich von Beginn an verschiedenen Aktionen beteiligt und das Projekt unterstützt. Allerdings habe ich zu diesem Zeitpunkt noch Entrepreneurship & Innovation studiert. Nun nach meinem Studium bin ich voll beim Clean River Project eingestiegen und helfe Stephan dabei,, das Ganze zu professionalisieren.

Was ist Ihrer Meinung nach die Hauptursache, weshalb sich so viel Plastik in unseren Gewässern und speziell in unseren Flüssen findet?

Ich würde sagen, dass das Hauptproblem darin liegt, dass die Menschen den Bezug zur Natur verloren haben. Dabei sind wir alle ein Teil des Kreislaufes der Natur. Durch das Leben in den Städten haben wir allerdings verlernt, die Natur und die Umwelt als Geschenk anzusehen. Dies führt dazu, dass wir oftmals achtlos mit ihr umgehen und das Ausmaß unseres Verhaltens nicht einschätzen können. Gerade das gedankenlose Entsorgen von Plastik in der Natur ist ein riesiges Problem. Denn dabei handelt es sich um ein langlebiges Material, das so nicht in die Natur gehört und entsprechend dort noch in vielen Jahren zu finden ist.

RESORTITipp von RESORTI:
Es gibt auch andere Möglichkeiten, Müll auf aktive Weise dem Kampf anzusagen. Ein Beispiel dafür: Plogging. Was sich hinter dem Begriff versteckt und wie der Trend auch in Deutschland angekommen ist, erklären wir in unserem Blogbeitrag.

Was war das spektakulärste Fundstück bei einer der Clean River Project Touren?

Das war zum einen ein Katheterbeutel, der am Flussufer lag. Zum anderen eine Prilflasche, die zwischen 1964 und 1967 produziert wurde. Diese war noch im sehr guten Zustand, was noch einmal deutlich zeigt, dass Plastik noch Jahrzehnte später die Gewässer verschmutzt.

Was ist der Sinn der kreativen Inszenierung des Plastikmülls?

Bei Plastik handelt es sich, auch wenn der Gegenstand bereits ausgedient hat, um einen Wertstoff. Durch die kreative Inszenierung erhält der Plastikmüll wieder einen Wert. Interessant ist, dass sich die Perspektive auf den Müll verändert, wenn jeder Gegenstand gleichzeitig ein Kunstgegenstand sein könnte.

Wie wird das Clean River Project finanziert?

Wir finanzieren uns über Spenden – in Form von regelmäßigen Spenden von Fördermitgliedern oder durch Einzelspenden. Außerdem können Unternehmen Flusspaten werden und für die Befreiung eines Flussabschnitts von Plastikmüll sorgen. Natürlich verkaufen wir die Kunstwerke bisweilen auch und so fließt Geld in das Projekt.

Kajaks am Flussufer - RESORTI-Blog

Paddeln gegen die Verschmutzung der Flüsse – RESORTI-Blog

Paddeln Sie zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter und befreien die Gewässer von Plastikmüll? Oder geht die Saison für Sie erst mit Beginn der wärmeren Monate los?

Stephan paddelt zu jeder Jahreszeit. Die Events finden allerdings nur zur Saison statt. Denn mit ungeübten Paddlern ist es bei unbeständigen Witterungsverhältnissen zu gefährlich.

Wenn Sie im Dezember auf 2019 zurückblicken: Wann würden Sie sagen, war es ein erfolgreiches Jahr für das Clean River Project?

Wenn wir im September nach der Paddeltour 2019 wieder in Berlin sind, würde ich sagen, dass es ein erfolgreiches Jahr 2019 war.

Fazit: Clean River Project – Kreativer Kampf gegen die Plastikverschmutzung

Kaum zu glauben, wie viel Plastikmüll tatsächlich achtlos in der Natur liegt. Über den Zugang vom Wasser lassen sich viele Stellen erreichen, an die man vom Ufer aus nicht kommt. Gegenwärtig hilft das Clean River Projects dabei, jährlich durchschnittlich 30.000 Liter Plastikmüll aus deutschen Gewässern zu fischen. Die RESORTI Redaktion hat sich selbst ein Bild von dem Ausmaß der Umweltverschmutzung in unseren heimischen Gefilden gemacht. Das von Stephan Horch ins Leben gerufene Clean River Project hat eine große Daseinsberechtigung und konnte vollends überzeugen.

Die Eckdaten der CleanUp Tour 2019

  • Auftaktveranstaltung: 09.08.19 CleanUp Event, Koblenz
  • Start der Paddeltour: 10.08.19 Koblenz
  • Ziel: 06.09.19 Ankunft in Berlin
  • Vernissage: 07.09.19
    Fotokunst-Ausstellung (Holzmarkt 25, Berlin): 07.09.-22.09.19

CleanUp Events

09.08.19 Koblenz
12.08.19 Köln
14.08.19 Düsseldorf
16.08.19 Oberhausen
25.08.19 Hannover
31.08.19 Magdeburg
06.09.19 Berlin

Weiterführende Informationen zum Clean River Project