In beinahe jedem deutschen Haushalt finden sich eine Vielzahl an unterschiedlichen IT-Geräten – vom Laptop über Smartphone bis hin zum Computermonitor. Früher oder später gilt es, diese fachgerecht zu entsorgen.
Aber wo kann ich Elektronikschrott eigentlich abgeben, was passiert beim Computerrecycling und gibt es nicht noch andere Alternativen für alte, aber funktionsfähige Geräte? Im folgenden Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen.
Inhaltsverzeichnis
Bitte beachten Sie: Wir freuen uns zwar über Ihre Nachrichten rund um Müllentsorgung, nehmen allerdings keine Materialien zum Recycling an. Wenden Sie sich dafür bitte an Ihren örtlichen Müllentsorgungsbetriebe bzw. die Stadtverwaltung. Vielen Dank!
Was gehört zu Elektronikschrott?
Unter Elektronikschrott fallen große und kleine Elektrogeräte aus dem Haushalts-, Kälte-/Klima-, Unterhaltungs- und Informationsbereich. Dieser Begriff umfasst damit also beispielsweise Waschmaschinen, elektronische Heizgeräte, Toaster, Kühlschränke und Klimaanlagen, aber auch Computer, Laptops, Videospielkonsolen, Telefone, Smartphones sowie Energiesparlampen.
Die korrekte Sammlung dieser Geräte (zusammengefasst unter dem Kürzel WEEE, vom englischen „Waste of Electrical and Electronic Equipment“) ist dabei wichtig, um sie entsprechend wiederverwerten zu können. Immerhin befinden sich in den zahlreichen Bauteilen wertvolle Rohstoffe, die sich recyceln lassen – normalerweise beläuft sich der Anteil auf etwa 80%.
Unter anderem erhebt die Stiftung EAR (Elektro-Altgeräte-Register) jährliche Daten zur Rücknahmemenge dieses Abfalls. 2018 kamen laut ihren Angaben 104.053 Tonnen Elektroschrott der Kategorie 2 zusammen. Dazu zählen „Bildschirme, Monitore und Geräte, die
Bildschirme mit einer Oberfläche von >100 cm² enthalten“.
Eine Umstellung der Kategorisierung lässt einen Vorjahresvergleich der Detailzahlen nicht mehr zu. Fest steht allerdings: Die gesammelte Zahl an Elektronikaltgeräten ging in Deutschland 2018 zurück. Und sie lag mit 43,1% unterhalb der von der EU festgesetzten Sammelquote (45%). Für Deutschland beträgt 2019 das Ziel sogar 65%. Branchenexperten fordern deshalb wesentlich vereinfachte Rückgabemöglichkeiten.
Wie entsorge ich Computer und Laptops?
Speziell bei der Entsorgung von IT-Geräten gibt es einige Besonderheiten, die zu beachten sind:
- Generell gilt: Computer, Laptops, alte Smartphones & Co. gehören nicht in den Hausmüll!
- Große Geräte wie (Röhren-)Monitore o.ä. fallen unter den Sperrmüll, den Sie anmelden und dann abholen lassen.
- Die meisten Recyclinghöfe nehmen Computer und Laptops ebenfalls an. Informieren Sie sich aber im Zweifelsfalle vorher, wenn es sich um besonders große Geräte handelt.
- Für Batterien bzw. herausnehmbare Akkus gelten andere Regelungen. Diese sollten Sie separat sammeln. Details dazu erhalten Sie in unserem Beitrag Batterien und Akkus richtig entsorgen.
- Teilweise nehmen auch Hersteller alte, noch intakte Geräte zurück – und geben Ihnen sogar noch Geld dafür.
- Vergessen Sie vorher nicht, gespeicherte Daten zu löschen. Das geht mithilfe spezieller, kostenlos erhältlicher Software.
Mittlerweile gibt es allerdings auch noch weitere Alternativen: Die Deutsche Post bietet beispielsweise einen Rücknahmeservice an, den wir in unserem Artikel Elektroschrott entsorgen: Nachhaltig, bequem, kostenlos genauer vorstellen.
Was passiert beim Computer-Recycling?
Der gesamte Recycling-Prozess von Elektronikschrott wie alten Computern, Smartphones oder Laptops sieht folgendermaßen aus:
- Sammlung der alten Geräte
- Abholung durch Fachfirmen
- Händische Vorsortierung einzelner Bauteile und Separierung von sortenreinen Materialien
- In diesem Zuge außerdem Entfernung giftiger Bauteile (alte Batterien, Akkus etc.) und separate Entsorgung
- Shreddern der Reste und dabei automatische Trennung von einzelnen Metallen
- Einschmelzen von Aluminium und Eisen
Die Alternative: Computer und Laptops spenden
Der alte, aber noch funktionierende Laptop steht nutzlos in der Ecke oder landet dann auf den Recyclinghöfen? Obwohl das nicht sein muss, ist dieser Vorgang leider Alltag: Alleine in deutschen Haushalten gibt es rund 22 Millionen ausrangierte Computer. Wieso diese also nicht einfach spenden anstatt zu entsorgen?
Genau diese Idee setzt das international agierende Projekt Labdoo um. Wir haben dazu mit Ralf Hamm, 1. Vorsitzender für den DACH-Bereich der Organisation, gesprochen.
Interview mit Ralf Hamm von Labdoo
Hallo Herr Hamm! Erst einmal vielen Dank, dass Sie sich Zeit für RESORTI und unsere Fragen nehmen. Verraten Sie uns doch bitte zuerst kurz, wer Sie sind und was sich der Leser unter Labdoo vorstellen kann.
Mein Name ist Ralf Hamm und seit 2012 ehrenamtlich bei Labdoo engagiert. Labdoo sammelt von privat oder Unternehmen nicht mehr eingesetzte IT (Laptops, eBook Reader, Tablet-PCs u.a.).
Woher stammt der Gedanke, IT zu spenden und was ist das Ziel, das hinter der Gründung von Labdoo steht?
2010 hatten Studenten der UCI University of California, Irvine die Idee, die sich viral übers Web verbreitete. 2012 startet Labdoo in den deutschsprachigen Ländern.
Nach einer Löschung alter Daten und Aufarbeitung werden die IT-Spenden kostenlos an Schulen, Jugend- und Flüchtlingsprojekte gegeben. Damit soll im In- und Ausland Zugang zu IT, Bildung, Sprachkursen und Teilhabe an der digitalen Gesellschaft ermöglicht werden.
Mittlerweile sind Sie in über 121 Ländern aktiv. Wenn Sie einmal zurückblicken: Was waren besondere Herausforderungen während der Wachstumsphase?
In den ersten Jahren hat sich Labdoo in Deutschland jedes Jahr verdoppelt. Heute kommen knapp die Hälfte aller IT-Spenden und Flugpaten aus Deutschland. Dabei ist es nicht immer einfach, das Gleichgewicht bei IT-Spenden, Helfern, Lagerraum, Flugpaten und Projekten in der Warteliste zu halten.
Bei über 22 Mio. ausrangierten Computern in Deutschland gibt es ja auch viel zu tun 🙂 Heute hat Labdoo einen gutes Image. Nur könnte der Bekanntheitsgrad höher sein (daher danke für dieses Interview). Labdoo arbeitet bewusst ohne großes Budget, schaltet keine kostenpflichtige Werbung, sondern es soll sich durch Gespräche und das Web verbreiten.
Die korrekte Mülltrennung ist je nach Abfallart gar nicht so einfach bzw. nicht direkt ersichtlich. Hinweise dazu und Informationen zu Recyclingprozessen finden Sie auf unserer Übersichtsseite „Welcher Müll in welche Tonne?„
In welchen Ländern davon ist Labdoo besonders aktiv bzw. wo haben Sie die größten Erfolge beobachtet?
Bezogen auf Spendenaufkommen klar der deutschsprachige Raum (D, A und CH), zusammen etwa 2/3 aller IT-Spenden weltweit.
Bezogen auf Projekte ist Labdoo besonders in den Ländern aktiv, die touristisch viel angeflogen werden (wie Kenia, Tansania oder Südafrika) oder die viel per Auto angefahren werden (wie der Balkan).
Was glauben Sie – wieso ist Labdoo global so erfolgreich?
Dem IT-Spender ist wichtig, dass sein Laptop noch gute Dienste tut und nicht jetzt schon verschrottet wird. Gleichzeitig schaffen wir über die Homepage Transparenz.
Jeder kann seine IT-Spende verfolgen. Defekte Geräte werden zurückgeholt und hier entsorgt.
Und Labdoo verhilft Kindern zu Bildung und bekämpft so Fluchtursachen vor Ort.
IT-Spenden von Privatpersonen und Unternehmen
Kann ich eigentlich nur als Privatperson spenden oder ist es es auch als Unternehmen möglich? Und kann ich sichergehen, dass meine privaten Daten gelöscht werden?
Beide können spenden, Firmen und Privatleute. Die sichere Datenlöschung ist wichtiger Bestandteil des Labdoo-Projektes (mehrfaches Überschreiben der Festplatte mit Zufallszahlen).
Firmen haben oft höhere Anforderungen. Sie löschen selber, bauen die Festplatten aus oder beauftragen einen zertifizierten, Compliance-konformen Datenlöscher. Da gibt es verschiedene Lösungen.
Wie kann ich Sie unterstützen, auch wenn ich vielleicht nichts zu spenden habe?
Irgendwie geht immer was – man kann sich als Helfer oder Flugpate engagieren. Oder unseren Förderverein per Spende unterstützen, Projekte mit IT-Bedarf auf Labdoo hinweisen – oder einfach nur von uns erzählen.
Aus welchen Ländern kommen eigentlich die meisten Geräte?
Aus Deutschland kommt z.Zt. etwa die Hälfte aller weltweiten IT-Spenden. Nimmt man die Schweiz und Österreich hinzu liegen wir bei etwa 2/3. Auch bei Flugpaten und der Betreuung von Projekten ist Deutschland führend.
Was ist in Zukunft geplant bzw. was sind die nächsten großen Herausforderungen für Labdoo?
Aktuell beträgt unsere Warteliste über 2.500 IT-Spenden, Tendenz steigend. Dies mit Mini-Budget abzuarbeiten und vor Ort zu bekommen und das Projekt bundesweit bekannter zu machen, das bleiben auf Sicht unsere wichtigsten Aufgaben.
Ende November findet unsere weltweite Jahreskonferenz zum ersten Mal in Deutschland statt, in Duisburg. Diese vorzubereiten erfordert viel Zeit.
Herr Hamm, vielen Dank für Ihre Zeit! 🙂
Weiterführende Informationen über Labdoo und das Spenden von Computern
- Die offizielle deutschsprachige Webseite labdoo.org
- Das Infonetz Umwelt und Nachhaltigkeit informiert über Elektroschrott
- bitkom mit Zahlen zu alten Computern und Laptops zu Hause
- Das Umweltbundesamt informiert über die verfehlte Sammelquote von 2018
- Daten zur Rücknahmemenge in: Analyse der Datenerhebungen nach ElektroG und UStatG über das Berichtsjahr 2018 zur Vorbereitung der EU-Berichtspflichten 2020 vom Umweltbundesamt (PDF-Datei)