Die Einführung des Dosenpfands in Deutschland bescherte der Erfolgsgeschichte Getränkedose nur einen kurzfristigen Einbruch. Denn im Jahr 2015 knackte man hierzulande die Marke von zwei Milliarden verkauften Dosen. Aber wie funktioniert das Recycling einer Getränkedose eigentlich und ist der gesamte Prozess umweltfreundlich?
Dafür schauen wir uns die einzelnen Bestandteile – Aluminium und Weißblech – an und geben Ihnen darüber hinaus Tipps, wie Sie diese Stoffe richtig entsorgen.
Inhaltsverzeichnis
Bitte beachten Sie: Wir freuen uns zwar über Ihre Nachrichten rund um Müllentsorgung, nehmen allerdings keine Materialien zum Recycling an. Wenden Sie sich dafür bitte an Ihren örtlichen Müllentsorgungsbetriebe bzw. die Stadtverwaltung. Vielen Dank!
Eine kleine Kulturgeschichte der Getränkedose
Die erste gefüllte Getränkedose kam am 24. Januar 1935 in den USA auf den Markt. Gefüllt war diese, wie könnte es anders sein, mit Bier. Erst einige Zeit später, im Jahr 1951, kam die Dose dann auch nach Deutschland. Seitdem hat sich die Verpackung ständig weiter entwickelt. Ende der 1950er Jahre diente erstmals Aluminium statt Weißblech als Material.
In den 1980er Jahren kam in Kreisen von Umweltschützern Unmut gegen die Dose auf. Bemängelt wurden vor allem die niedrige Energieeffizienz und Recycling-Fähigkeit. Seit 2003 gilt in Deutschland das Dosenpfand. Dieses vertrieb die Getränkedose zunächst vom Markt, bis sie mit der Einführung des einheitlichen Pfandsystems 2006 ein Revival erlebte.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum der Firma Ball Packaging Europe forscht heute in Bonn an Verbesserungsmöglichkeiten für die Dose. So wurde dort zum Beispiel eine wiederverschließbare Dose erfunden. Bald könnte es zudem möglich sein, dass die Dose ihre Farbe ändert, um anzuzeigen, ob das Getränk bereits kalt ist. Es bleibt also spannend rund um die Entwicklung der Getränkedose.
Zehn wissenswerte Fakten über Getränkedosen
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- Eine Getränkedose kann zu 100% immer recycelt werden.
- Drei Stunden Strom für den Laptop spart eine recycelte Dose an Energie.
- Aluminium als auch Weißblech lassen sich bei gleich bleibender Qualität immer wieder verwerten.
- Recycling spart im Vergleich zur Neuproduktion 95% der Energie ein.
- Jedes Kilo recyceltes Aluminium spart 9 kg Treibhausgas.
- Pro Stunde werden weltweit 9 Millionen Getränkedosen recycelt.
- Eine Getränkedose hält einem Druck von bis zu 90 kg stand.
- Aus 670 Getränkedosen lässt sich ein neues Fahrrad herstellen.
- Die Dose ist die einzige Getränkeverpackung, die absolut dicht ist.
- Die Getränkedosen, die weltweit jedes Jahr hergestellt werden, könnte man 75 Mal von der Erde bis zum Mond stapeln.
Wie funktioniert Dosenrecycling? – Der Weg einer Dose
Dosen bestehen aus Weißblech und Aluminium. Beides kann im Recyclingprozess wieder verwertet werden. Dabei ist Weg des Dosenrecyclings nicht lang: Von der gebrauchten zur neuen Dose vergehen nur etwa 60 Tage. Hat der Verbraucher die Dose zum Pfandautomat gebracht, landet sie in den Recyclingbetrieben in Sortieranlagen. Dort wird sie von anderem Verpackungsmüll, wie PET Flaschen getrennt (siehe hierzu auch unseren Beitrag „Von der Flasche zum Fleecepullover – Entsorgung von PET-Flaschen„). Die Separierung erfolgt per Magnet oder Wirbelstromabschneider.
Der Weißblechschrott wird gepresst und eingeschmolzen. Bei diesem Prozess oxidiert das Aluminium. Lacke, Farben und andere Zusätze verbrennen dabei und aus der Dose entsteht Rohstahl.
Nun geht es weiter ins Stahlwerk, in dem aus dem Rohstahl sogenannte Brammen entstehen. Diese werden zu hauchdünnem Feinstblech ausgewälzt und weiter zu Weißblech verarbeitet. Das Weißblech wird, auf Coils gewickelt, zurück an die Getränkedosenwerke geliefert. Dort kann dann eine neue Dose daraus entstehen.
Dosen sammeln, nicht zerdrücken
Dosenrecycling ist im Sinne der Umwelt zu unterstützen. Dafür müssen die Getränkedosen jedoch unbeschädigt sein. In Deutschland ist die Teilnahme am Crush a Can Day, der in den USA am 27. September gefeiert wird, also nur in der Hinsicht sinnvoll, die Dosen zu sammeln. Ein Zerdrücken jedoch macht die Dosen für den Recyclingprozess unbrauchbar.
Am besten wäre es jedoch, ganz auf die Dosen zu verzichten. Denn bereits die Herstellung von Aluminium, das sehr energieaufwendig ist, schadet der Umwelt. In Ländern wie Australien, Brasilien oder Jamaika muss für die Aluminiumproduktion Ur-und Regenwald abgeholzt werden, um Bauxit zu fördern, dass das Ausgangsmaterial für Aluminium ist. Während der Produktion fällt giftiger Rotschlamm an – eisenhaltige Rückstände, die nur unzureichend deponiert oder sogar ungefiltert in Seen oder Flüsse geleitet werden.
Hintergrund: Aluminiumproduktion und -recycling in Deutschland
Auch Deutschland produziert Aluminium, größtenteils das sogenannte Sekundäraluminium, das aus Recyclingprozessen entsteht. Im Jahr 2015 waren es laut dem Gesamtverband der Aluminiumindustrie rund 620.000 Tonnen.
Das ist im Vergleich zur weltweiten Produktion von Primäraluminum (etwa 53 Millionen Tonnen in 2014) zwar nur eine geringe Menge. Allerdings ist das Recyclingaluminium wesentlich umweltfreundlicher, denn die Wiederverwendung spart 90 bis 95 Prozent der wertvollen Rohstoffe.
Aluminium und Weißblech entsorgen
Weißblech und Aluminium kommen längst nicht nur bei Getränkedosen zum Einsatz: Auch als Verpackung von Dosenobst oder Gemüse finden wir es tagtäglich in unseren Küchen vor. Da die Materialien so wertvolle Rohstoffe für die Neuproduktion von Verpackungen sind, sollten Sie diese unbedingt separat sammeln.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Stahlblech. Dieses unterscheidet sich nur leicht vom in Getränkedosen eingesetztes Weißblech leicht unterscheidet (Weißblech ist besonders dünnes Stahlblech und hat eine mit Zinn beschichtete Oberfläche, die vor Korrosion schützt).
Was gehört in die Sammlung von Aluminium und Stahlblech?
- Konservendosen
- Weißblechverpackungen, wie z.B. Fischkonserven, Haarspraydosen
- Aluminiumgetränkedosen
- Menü- und Backschalen
- Tierfutterverpackungen
- ausgepresste Lebensmitteltuben
- Medikamenten- oder Kaugummiblister
Was gehört nicht zu Aluminium und Stahlblech?
- Stark verunreinigte Dosen
- Farbdosen
- Alteisen und Altmetalle
Recycling-Kreislauf von Weißblech
Weißblech ist für die Wiederverwendung ideal geeignet, da der Recyclingkreislauf beliebig oft reproduzierbar ist:
- Sammlung von Weißblechverpackungen
- Verpressung in Schrottpakete und Lieferung an Eisenindustrie
- Trennen in Eisen- und Nichteisenschrott
- Schmelzen bei ca. 1600°C
- Gießung zu Stahlblöcken, sogenannten Brammen
- Mithilfe von Walzanlagen entstehen dünne Stahlbänder (bis zu 0,12mm Stärke)
- Herstellung von Endprodukten wie Konservendosen oder aber auch Karosserieteile
Beim Recycling-Kreislauf von Weißblech wird bis zu 1,5 Tonnen Erz und ca. 670 Kilogramm Kohle (pro Tonne) eingespart.
Recycling-Kreislauf von Aluminium
Der Recycling-Kreislauf ist unabhängig davon, ob es sich um Primär- oder Sekundäraluminium handelt. Für Endverbraucher-Produkte wie Getränkedosen o.ä. sieht er folgendermaßen aus:
- Sammeln von Aluminiumverpackungen und -produkten.
- Zerkleinerung in Shreddern
- Säuberung von Fremdstoffen
- Schmelzen in Trommelöfen
- Formung in Aluminiumbarren
- Walzung
- Herstellung von Endprodukten wie Aluminiumdosen oder -folien
RESORTI unterstützt das Dosenrecycling
RESORTI unterstützt den Gedanken des Aluminiumrecyclings mit einem großen Sortiment an Wertstoffsammlern und Abfalltrennsystemen. Diese Produkte erleichtern das Trennen von Abfall und unterstützen somit auch das Recycling.
Weiterführende Informationen zum Dosenrecycling und der Entsorgung von Aluminium und Weißblech
- Das Blog kuriose-feiertage.de stellt den Crush a Can Day vor
- Die Geschichte der Getränkedose auf derwesten.de
- UTOPIA infortmiert über die schädlichen Auswirkungen von Aluminium
- Jede Dose zählt – Die Wiener Aktion liefert Fakten über Getränkedosen
- Das Forum Getränkedose informiert über die Marktentwicklung in Deutschland und weltweit
- Wissenswertes zum Aluminiumrecycling liefert Das Erste
- Die Problematik der Aluminiumproduktion auf regenwald.org erklärt
- Der Gesamtverband der Aluminiumindustrie e.V. mit aktuellen Zahlen zur Aluminiumproduktion