Zero Waste - RESORTI-Blog

Zero Waste: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Trotz des Erfolgs der Zero-Waste-Bewegung ist für viele Menschen ist ein Leben ohne Müll noch immer nahezu unvorstellbar.

Dabei ist auch ohne den Anspruch einer hundertprozentigen Abfallvermeidung viel möglich. RESORTI zeigt Ihnen die Facetten der Zero-Waste-Bewegung und gibt Tipps, wie Sie weniger Müll zu produzieren.

Was bedeutet Zero Waste?

Wortwörtlich übersetzt bedeutet Zero Waste „null Müll“, also völlige Abfallvermeidung. Ziel dieser Lebensweise ist, keinen oder möglichst wenig Abfall zu produzieren. Als erster Schritt steht eine Reduzierung von nicht verzichtbaren Produkten an. Falls Müll anfällt, gilt es diesen wiederzuverwerten oder zu kompostieren.

Das bedeutet: Anstelle von unverwertbaren Plastikverpackungen kommen mehrfach verwendbare/kompostierbare zum Einsatz; solche aus Papier, Stoff, Glas und Metall. Immerhin wirft jeder Deutsche eine Menge weg – durchschnittlich circa 450kg Haushaltsmüll pro Jahr. Auch bei korrekter Mülltrennung ist lediglich ein geringer Anteil davon unter hohem energetischem Aufwand recycelbar. Die Verbrennung steht beim Rest davon an – und das schadet der Umwelt. Das Lösungswort: Zero Waste.

Das Prinzip hinter der müllfreien Lebensweise basiert auf der Regel mit den fünf R.

  • Refuse: Alles ablehnen, was nicht vonnöten ist. Keine Probepackungen, keine unnötigen Geschenke, keine Flyer.
  • Reduce: Das reduzieren, was nötig ist: Zwei Kaffee am Tag und ein halber Klecks Creme fürs Gesicht? Die Folge: weniger Verpackung aufgrund weniger Nachschub.
  • Reuse: Wiederverwendbare Sachen wie Kaffeebecher, Wasserflasche, Jutebeutel usw. verwenden.
  • Recycle: Das, was man nicht ablehnen, reduzieren oder wiederbenutzen kann, sollte recycelbar sein.
  • Rot: Alles kompostieren, was übrig bleibt – Kaffeesatz, Bananenschalen, Haare oder ähnliches.

Befolgen Sie diese fünf Rs, sparen Sie Ressourcen und schützen die Umwelt.

Vorsicht vor falschem Idealismus

Wer jetzt seine persönliche Abfallproduktion von Grund auf überdenkt, für den heißt es: Vorsicht vor falschem Idealismus! Bereits gekaufte Produkte wie das Shampoo in der Flasche, die Erdbeeren  (in Plastik verpackt) oder das T-Shirt aus Polyester nicht entsorgen. Dies würde noch mehr gegen den neuen Lebensstil verstoßen als der eigentliche Kauf.

Benutzen Sie alles weiter, bis es aufgebraucht oder kaputt ist. Ein Tipp: Es gibt spezielle Wäschebeutel für Wäsche aus künstlichen Stoffen wie den angesprochenen Polyester. Das verhindert, dass Plastikpartikel in das Grundwasser gelangen.

Martin Koch - RESORTIMartin Koch von RESORTI:
Sie interessieren sich, was mit unserem Abfall nach der Entsorgung passiert? Dann empfehlen wir Ihnen unsere Übersichtsseite „Welcher Müll in welche Tonne?„. Dort haben wir viele Hintergrundinformationen und Statistiken gesammelt.

Langsam Gewohnheiten umstellen und weniger Müll produzieren

Bei Zero Waste geht es darum, Gewohnheiten umzustellen. Für diesen Lernprozess ist Zeit vonnöten; seien Sie auf dem Weg zu einem Leben ohne Müll nicht zu ungeduldig. Betreiben Sie die Umstellung Schritt für Schritt, haben Sie am Ende nicht mehr das Gefühl, auf irgendetwas zu verzichten.

Wir empfehlen, einen Lebensbereich nach dem anderen auf das Zero-Waste-Konzept umzustellen. Beginnen Sie überall gleichzeitig, stecken Sie schnell im Chaos und verlieren die Motivation. Nehmen Sie sich einfache Dinge als erstes vor, um schnell kleine Erfolge zu spüren. Ersetzen Sie beispielsweise Ihre normale Zahnbürste aus Plastik durch eine aus Bambus. Hier wird Ihnen nach kurzer Zeit kein Unterschied mehr auffallen. Auch der Verzicht auf die kleinen Plastiktüten für Obst und Gemüse im Supermarkt schränkt Sie nicht ein, wenn Sie sich stattdessen kleine mehrfach verwendbare Beutel besorgen.

Bei Zero Waste handelt es sich um einen komplexen Lebensstil, den Sie nicht über Nacht verinnerlichen. Daher brauchen Sie sich absolut nicht zu schämen, wenn Sie teilweise in alte Muster verfallen bzw. Ihnen der Verzicht schwerfällt. Machen Sie sich außerdem bewusst, dass Ihr neuer Lebensstil dazu dient, der weltweiten Umweltverschmutzung Einhalt zu gebieten. Dies fördert die Motivation.

Vorteile von Zero Waste für uns persönlich

Nicht nur die Umwelt, auch wir profitieren von dem Zero-Waste-Konzept. Wer weniger oder teilweise sogar keinen Müll produziert, der wird schon bald an den Punkt kommen, an dem sich die Frage stellt: Was brauche ich wirklich?

Die logische Konsequenz des Ganzen ist, dass Sie mehr Platz und Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben. Zero Wastler sind beispielsweise schneller mit Putzen fertig, der Weg zum Mülleimer fällt seltener (oder eben gar nicht) an. Auch für die eigene Gesundheit ist Zero Waste förderlich: Durch den Verzicht auf Fertigprodukte kochen und essen Sie gesünder.

Zero Waste - RESORTI-Blog

Zero Waste, less waste – was ist machbar?  – RESORTI-Blog

Tipps für ein müllfreieres Leben

Besonders viel Abfall fällt durch Verpackungen an: Tüten, Becher, Folien oder Kartons, die nach der einmaligen Nutzung im Müll landen.

Wer einen Unverpackt-Laden bzw. verpackungsfreien Supermarkt bei sich in der Nähe hat, für den ist die Herausforderung weniger Müll zu produzieren einfacher zu bewältigen als für diejenigen, die auf diesen Luxus verzichten müssen. Ohne einen solchen Laden ist das Einsparen von Abfall aber ebenfalls möglich.

Produkte wie Obst und Gemüse oder Backwaren erhalten Sie auch in herkömmlichen Supermärkten lose, so dass Sie Ihre Einkäufe ohne einen Verpackungsberg bewältigen.

In vielen Kühltheken befinden sich Joghurts und Milch in Glasflaschen. Die Gläser lassen sich anschließend für andere Dinge wiederverwenden, etwa zur Aufbewahrung von Nüssen. Eine weitere Möglichkeit: Laufen Sie zu Fuß durch Ihren Ort und schauen Sie, welche Dinge es lose einzukaufen gibt. Viele Hofläden sind zwar keine offiziellen Unverpackt-Läden, bieten aber die Möglichkeit, Dinge lose einzupacken. Nicht vergessen, eigene Beutel oder Schraubgläser mitzubringen. Wer über einen Garten oder einen großen Balkon verfügt, der kann Obst und Gemüse selbst anpflanzen und so seinen Verpackungsmüll reduzieren.

Sie suchen nach weiteren Möglichkeiten, um Abfall im Haushalt einzusparen? Neben unserem Artikel zur Müllvermeidung gibt es noch weitere Ideen, mit denen Ihr persönlicher Abfallberg schrumpft:

  • Haben Sie immer eine gefüllte Trinkflasche dabei.
  • Verzichten Sie auf Fertig- und auf To-go-Produkte.
  • Nehmen Sie Ihr Mittagessen für die Arbeit in einer Edelstahldose mit. Auch praktisch für den Imbiss oder für die Essensreste aus dem Restaurant.
  • Nutzen Sie statt Frischhaltefolie mit Bienenwachs beschichtete Tücher.
  • Bewahren Sie Essensreste im Marmeladenglas auf.
  • Nutzen Sie anstelle von Wegwerf-Taschentüchern Stofftaschentücher.
  • Einweg-Wattepads durch solche aus Stoff ersetzen.
  • Statt Peeling aus der Plastiktube Kafeesatz verwenden.
  • Durch Upcycling bekommen Dinge, die sonst im Müll landen, ein zweites Leben geschenkt: Aus ausrangierten Kleidungsstücken werden Spülschwämme, Putzlappen oder die erwähnten wiederverwendbaren Wattepads – einfach ausschneiden und eventuell einmal rundherum abnähen.
  • Selbst produzierte Lebensmittel sind eine gute und einfache Möglichkeit, Müll zu vermeiden, zum Beispiel Brot, Müsli, Suppenfonds, passierte Tomaten oder Mandelmilch.
  • Neben Nahrungsmitteln lassen sich auch Pflegeprodukte wie Deo oder Zahnpasta ohne viel Aufwand selbst herstellen.
  • Ebenso verhält es sich mit Putzmitteln: Essig und Wasser oder Zitronensäure und Waschsoda vermischen: Fertig ist Ihr Allzweckreiniger.
  • Bestellen Sie nicht mehr online. Auf diese Weise sparen Sie unnötige Verpackungen und unterstützen den lokalen Einzelhandel.

Wie Sie sehen, gibt es viele Möglichkeiten, um Müll zu sparen und dem Ziel Zero Waste näher zu kommen. Prüfen Sie, was realistisch umzusetzen ist und welche Dinge mit Ihrem Alltag – ohne Einschränkungen und zeitlich gesehen – kompatibel sind.

Less Waste: Die realistische Umsetzung des Konzeptes

Das Zero-Waste-Konzept allumfassend und perfekt zu befolgen, kann utopisch und entmutigend wirken. Das Scheitern scheint vorprogrammiert. Dabei ist jeder kleine Schritt zur Müllvermeidung sinnvoll. Schon mit 20% Aufwand kann jeder von uns 80% seines Mülls reduzieren.

Die realistische Umsetzung des Zero-Waste-Konzeptes klappt in der Regel nicht ohne Kompromisse. Welche das sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ganz wichtig: Um nachhaltig etwas zu erreichen, ist es zielführender, wenn Millionen Menschen es nicht perfekt machen, als wenn eine Handvoll Leute es perfekt macht.

Fazit

Konsequent nach allen Idealen von Zero Waste zu leben ist für die Wenigsten zu realisieren. Letztlich geht es darum, das eigene Verhalten zu überdenken und Kleinigkeiten umzusetzen. Niemand muss perfekt sein; bereits kleine Müllvermeidungsaktionen zählen. Artet der Gedanke, keinen Abfall mehr zu produzieren in Stress aus und macht es keinen Spaß, halten Sie die guten Vorsätze ohnehin nicht lange durch.

Deswegen empfehlen wir Ihnen, sich eher an dem Less Waste- als an dem Zero-Waste-Motto zu orientieren. Wenn alle nachhaltig zur Vermeidung von Plastikmüll & Co. beitragen, wird der weltweite Abfallberg immer kleiner.

Weiterführende Informationen zu Zero Waste